Unser Kurzurlaub im Harz mit Aufstieg zum Brocken und weitläufiger Wanderung ließ uns erstaunt zurück. Aber auch die übrigen Stationen hatten das eine oder andere Aha-Erlebnis parat. Egal, ob Tropfsteinhöhle, Hängebrücke oder Flugzeugmuseum – überall gab es etwas zu entdecken.
Hängebrücke Titan RT
Von Oberfranken aus kommend waren es rund drei Stunden bis in den Harz nach Schirke. Von der Strecke her stressfrei zu bewältigen und noch nicht so weit weg, dass der erste Tag schon verloren ginge. Um dennoch das Maximum aus dem Anreisetag zu machen, hielten wir als erstes an der Hängebrücke Titan RT, die sich mit 483 Meter Länge und in circa 100 Meter Höhe vor der Rappbodetalsperre erstreckt. Schwindelfrei und Schwingungstoleranz sollten schon mit im Gepäck sein, da gerade bei Wind und mehreren Menschen doch einiges an Bewegung im Spiel ist.
Hermannshöhle
Unbedingt zu beachten beziehungsweise empfehlenswert ist das Kombiticket „Himmel und Höhle“, welches in unmittelbarer Nähe zur Talsperre im Ort Rübeland, den Besuch von einer von zwei Tropfsteinhöhlen ermöglicht. Unsere Wahl fiel auf die Hermannshöhle, die ohne Führung begehbar ist. Das ausgewiesene Fotoverbot kontrollieren ansässige Mitarbeiter in der Höhle. Um sich einen Eindruck über die Höhle zu verschaffen, reicht aber auch ein Blick in Google Maps, da hier bereits viele Bilder hochgeladen wurden.
Königshütter Wasserfall
Im Anschluss daran und weil es noch ein Stückchen Fahrt bis Schirke war, hielten wir am Königshütter Wasserfall, der zu unserem Zeitpunkt recht unauffällig dahinplätscherte, was wohl auch an der Trockenheit gelegen haben mag. Dennoch war es nach der Anfahrt ein willkommener Anlass, sich einmal die Beine zu vertreten. Die von uns anvisierte Wanderung in unmittelbarer Nähe gestaltet sich aufgrund der recht üppigen Vegetation schwieriger als gedacht. Ein aufziehendes Gewitter bestärkte uns dann, die Erkundung abzubrechen und weiterzufahren.
Schirke im Harz
Der weitere Weg führte uns schließlich nach Schirke, wo sich unsere Unterkunft befand. Der Ort ist unter anderem bekannt für den Schirker Feuerstein, einen wohlschmeckenden Kräuter. Vom einstigen Glanz des Ortes ist aber auf den ersten und zweiten Blick nicht mehr viel übrig geblieben. Vorbei sind die Zeiten, wo es sich viele Familien leisten konnten, zwei oder drei Wochen am Stück in den Urlaub zu fahren. Abseits von etwaigen „Stoßzeiten“ ist die Region von Tages- und Kurzurlaubern geprägt, wie uns auf Nachfrage bestätigt wurde. Abseits der touristischen „Probleme“ ist aber nichts zu beanstanden gewesen, bis auf eine Kneipe, die fehlte leider. Die Selbstversorgung gewährleistet ein lokaler Konsum, sodass auch Übernachtungen ohne Frühstück zu keinem Problem werden.
Wo ist der Wald?
Schweift der Blick über die umliegenden Hügel im Harz graust es einen. Wo nur sind die Bäume geblieben? Zu Zeiten des Niederschlagüberflusses verkraftet die Natur die Fichtenmonokulturen. Mit dem Einsetzen von Trockenheit und Borkenkäferbefall starben die Wälder nach und nach ab, sodass kaum mehr als fahle Stümpfe aus Totholz der Landschaft eine karge Note verleihen. Glücklicherweise sucht sich die Natur immer einen Weg und so wächst überall das Grün nach.
Brocken
Diesen Eindruck konnten wir beim Aufstieg auf den Brocken, mit seinen 1141,1 Metern, über den Eckerlochstieg beobachten. Allen Eisenbahnfreunden sei verraten, dass wir so auch einen wunderbaren Blick auf die anrauschende Dampflokomotive werfen konnten, die sich schnaufend ihren Weg bahnte.
Eine Fahrt mit der Bahn
Die Preisgestaltung hat uns allerdings verwundert zurückgelassen, da die Fahrt von Schierke auf den Brocken genauso viel kostet, wie die Fahrt von Wernigerode auf den Selbigen. Da die Tour 35 Euro pro Kopf und Fahrt nicht ganz billig ausfällt, haben wir darauf verzichtet. Wer diese Fahrt aber machen möchte, dem sei die Gästekarte mit kostenfreiem Busverkehr nach Wernigerode ans Herz gelegt. Denn so lässt sich die Bahnfahrt bestmöglich auskosten.
Rast mit Ausblick
Nach der erfolgreichen Besteigung rief uns die kleine Gaststube zur Einkehr auf. Nach einem entspanntem Bier und für die Hungrigen unter uns einem kleinen Happen später, liefen wir hinüber zum Harzmuseum und bestaunten den Funkturm.
Bahn ganz nah
Da die Haltestelle der Bahn unmittelbar daneben liegt, sind so auch entsprechende Fotomomente gegeben. Der Besuch des Museums stellt die wechselhafte Harz-Geschichte umfassend und plastisch aufgearbeitet dar. Auf dem Dach stehend schweift der Blick in die Ferne zu den noch nicht sichtbaren Ilsefällen, die unsere Tour zu einem Erlebnis machen sollten. Da während des Abstiegs die Bahngleise zum wiederholten Male überschritten werden und das Zeitfenster sowie das Licht gerade günstig standen, gelang dieses sehr dynamische Bild.
Ilsefällen
Der Abstieg über dieses Rasengitter-Betonpflaster ermüdetet ungemein die Füße, die beim Aufstieg ja noch mit wildem Gelände jede Menge Freude empfanden. Es sei aber jedem empfohlen, die Tour so zu gehen wie wir es taten, da der Aufstieg über diesen Beton kein freudiges Erlebnis darstellt. Der Weg führt uns weiter zu den bereits angesprochenen Ilsefällen, die jetzt trotz Jahreszeit und Wassermenge doch einen imposanten Eindruck hinterließen.
Der Weg zurück
Dieser Punkt markiert auch den Scheitel der Tour, die uns bisher mit reichlich Sonne bedachte. Allerdings vermeldete die Wetterapp bereits ein aufziehendes Regengebiet mit Gewitterneigung. Vorbei am Brocken wanderten wir zurück, womit wir allerdings nicht gerechnet hatten, die Strecke zog sich merklich. Immerhin sollten es an diesem Tag gut 23 Kilometer werden, die am Abend ihren Tribut einforderten. [Link zur Tour]
Dennoch lohnte sich der Weg, der ja bekanntlich beim Wandern das eigentliche Ziel darstellt.
Wernigerode im Harz
Das Ziel des nächsten Tages war Wernigerode. In unserem Fall mit dem Auto bestünde aber auch die Möglichkeit der Busfahrt, die wir jedoch aus Gründen der Flexibilität ausschlugen. Angekommen in Wernigerode führte uns der Weg zum Flugzeugmuseum, welches viele Fluggeräte aus allen Epochen zur hautnahen Begutachtung feilbietet.
Flugzeugmuseum
Alle Exponate, so hörten wir einen Mitarbeiter berichten, wurden von einem privatem Sammler erworben und diesen Räumlichkeiten ausgestellt. Wer möchte kann hier auch in einem Flugsimulator Platz nehmen und sich wie ein richtiger Pilot fühlen. Auch hier gilt, dass nötige Kleingeld vorausgesetzt. Die großzügig bemessene Anlage ist auf alle Fälle einen Besuch wert.
Schloss Wernigerode
Die Stadt Wernigerode selbst bezaubert durch ihre malerische Architektur aus vielen gut erhaltenen Fachwerkhäusern den Besucher. Wer möchte, lässt sich mit einer kleinen Bahn durch die Stadt und auf die Burg fahren. Wir wählten natürlich den Fußmarsch, der sich zum Fotografieren auch besser eignet. Auf dem Weg zur Burg rasteten wir noch in der darunter liegenden Parkanlage, bevor wir den Burgberg erklommen. [Link zur Tour]
Wildpark Christianental
Wer möchte bucht eine Burgführung, die in unseren Zeitplan leider nicht reinpasste. Wir setzten unsere Reise durch das anliegende Waldstück fort und erreicht alsbald den Wildpark Christianental. Der Eintritt hier betrug einen symbolischen Euro pro Person, wohl auch deshalb, da hier nicht wie in einem Zoo üblich, alles umzäunt war, sondern von jeder Seite aus offen begehbar. Neben den vielen Tiere, die hier zu bestaunen waren und offensichtlich aus Mitteln von Tierpatenschaften gepflegt wurden, begrüßte uns am Ende dieses Areals eine Gastronomie.
Harzmuseum
Die Einkehr auf ein Bier ließen wir uns selbstredend nicht nehmen und mussten aber währenddessen zur Kenntnis nehmen, dass sich das Wetter wie schon am Vortag zu verschlechtern begann. Keine passenden Regensachen im Gepäck machten wir uns auf zu unserer letzten Station, dem Harzmuseum. Auf unserem Weg zurück zum Auto durften wir dann abschließend noch die Dampflokomotiven beim Beladen mit Kohlen beobachten.
Kyffhäuserdenkmal
Für unseren Abreisetag stand noch eine Besonderheit auf dem Plan, das Kyffhäuserdenkmal auch Barbarossadenkmal genannt. Mit seiner imposanten Höhe von 81 Metern ragt es gut sichtbar über die umliegende Landschaft hinaus. Das Denkmal selbst ist bequem per Auto zu erreichen oder in unserem Fall zu Fuß vom Fuße des Berges. Der Wald hier ist anders als im Harz voll und grün, was nicht zuletzt dem Mischwald geschuldet ist, der nicht so anfällig wie die Monokultur aus Kiefern ist. Die Begehung und der Aufstieg im inneren des Denkmals ist unbedingt empfehlenswert, da nur so die Mächtigkeit und die imposante Erscheinung ihrer ganze Wirkung entfalten kann. Ein kleines Museum und viele Infotafeln ermöglichen eine eigenständige Erschließung der Geschichte des Denkmals. Auch an eine kleine Gastronomie wurde gedacht, die zum Verweilen einlädt. Auf dem Rückweg nach unten umrunden wir das Denkmal und lassen es uns nicht nehmen eine echte Thüringer Bratwurst vom Holzkohlegrill zu verspeisen – einfach köstlich.
Suhl ist auch eine Reise wert
Der Weg zurück hält keine besonderen Überraschung mehr parat – bis auf den Ort Suhl, den wir passieren und unsere Aufmerksamkeit weckte. Aber diesen Kurzurlaub behandeln wir im nächsten Beitrag.