Effeltrich: Fronleichnam

Effeltrich das „Musterdorf fränkischer Tracht“

Die Prozessionen an Fronleichnam finden im katholisch geprägten Oberfranken in der ortstypischen Tracht statt, so auch in Effeltrich dem „Musterdorf fränkischer Tracht“. Diese Gemeinde im Landkreis Forchheim ist dabei besonders für ihre Brauchtumspflege bekannt. Zu besonders hohen Festtagen tragen die Effeltricher ihre farbenfrohen Festtagstrachten auf und präsentieren sich so als Bewahrer einer regional fast vergessenen Tradition.

 

Fränkische Tracht in Abgrenzung zur oberbayrischen Tracht

Denn im Gegensatz zur typisch bayrischen Oktoberfest-Tracht, die sich einer großen Beliebtheit im In- und Ausland erfreut, fristet die fränkische Tracht doch eher ein Nischendasein. Umso erstaunlicher ist es, dass sich hier in Effeltrich diese Tradition, die nicht selten an ein gelebtes Museum erinnert, erhalten hat. Ein weiterer Grund für die spärliche Präsenz der fränkischen Tracht dürfte in der schwierigen Verfügbarkeit liegen. Denn diese prächtigen Requisiten sind käuflich kaum erhältlich, da diese gegenüber dem oberbayrischen Gegenstück eben kaum nachgefragt werden, haben sich auch nur wenige Menschen auf die Vermarktung dieser Stücke spezialisiert.

Hier lässt sich die fränkische Tracht noch erwerben

Da wäre unter anderem das kleine Geschäft Flitterkränze in Kunreuth zu nennen, dessen Inhaberin Dagmar Rosenbauer sich dem Erhalt und dem Weiterverkauf von Second-Hand-Trachtenstücken verschrieben hat. Oder Schneidermeisterin Rosalie Postatny aus Burgthann bei Nürnberg, die sich die traditionellen Schnitte angeeignet hat, um authentische fränkische Trachten zeitgemäß interpretiert, umzusetzen. Auch einige wenige VHB-Kurse laden zur Näh-Auseinandersetzung ein, die jedoch schon entsprechendes Nähwissen voraussetzen.

Effeltrich bewahrt die Tradition

Somit gestaltet sich der Erwerb einer fränkischen Tracht selten besonders einfach noch preisgünstig. Und doch schafft es Effeltrich, diese Tradition zu bewahren und öffentlich erlebbar zu machen. In diesem Kontext sind zwei Termine von besonderer Bedeutung im Kalenderjahr der Effeltricher. Einerseits der Georgi-Ritt am Ostermontag, über den wir bereits an dieser Stelle etwas geschrieben haben und andererseits die Prozession an Fronleichnam, die öffentlich eher nicht an die große Glocke gehangen wird.

Worum geht es beim Fronleichnamsfest überhaupt?

Fronleichnam ist ein Hochfest des Leibes und des Blutes Christi, welches von Papst Urban IV. im Jahr 1264 in den kirchlichen Festkalender eingefügt wurde. Hierbei feiert die katholische Kirche und nur diese, die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Die Eucharistie geht von der Realpräsenz von Jesu Christi in den Gestalten Brot und Wein aus, dies wird mit den Einsetzungsworten „Das ist mein Leib“(Mk 14,22) und „Das ist mein Blut“ (Mk 14,24) verdeutlicht. Von der Wortbedeutung her meint Fronleichnam, zusammengesetzt aus dem mittelhochdeutschen „vron“ = „Herr“ und „lichnam“ = „lebendiger Leib“, so viel wie „Leib des Herrn“.

Zurück zur Prozession in Effeltrich

Wer selbst einmal den Gottesdienst in Effeltrich miterleben möchte, der sollte möglichst früh anreisen. Denn die kleine Pfarrkirche St. Georg fasst beileibe nicht alle Interessenten, die hier gern näher dabei sein möchten. Auch fehlt es gar den meisten auswärtigen Besuchern an der geeigneten Festtagstracht, um in diesem Mikrokosmos nicht deplatziert zu wirken. Daher empfiehlt es sich vor der Kirche beziehungsweise gegenüber bei der uralten Tanzlinde zu warten. Nachdem alle Vereine des Ortes nebst Geistlichen Aufstellung genommen haben, zieht der Prozessionszug bedächtig von einem Altar zum Nächsten. Ganze vier an der Zahl sind es, bevor der Prozessionszug wieder an der Kirche angelangt ist. Begleitet von Gebeten, Sprechchören und klerikalen Liedern gehört dieses Ereignis zu den eindrucksvollsten Kirchenfesten in Oberfranken.