Am Sonntag (20.07.2025), dem Höhepunkt des 55. Fränkischen Kirschenfests, schien bei rund 30 °C die Sonne und verwandelte Pretzfeld in ein echtes Fotomotiv. Über 30 Vereine mit etwa 900 Teilnehmern zogen in farbenprächtiger Tradition durch den Ort – ein Umzug der Superlative, der die Menschen verzauberte. Zahlreiche prominente Gäste verliehen dem Fest zusätzliche Würze: die amtierende Forchheimer Bierkönigin Karolin I., die die fränkische Bierkultur stolz präsentierte, die charmante Fränkische Kirschenkönigin Michaela Vogel, die die süße Seite des Festes verkörperte, sowie die Bad Staffelsteiner Thermenkönigin Jennifer Blodgett. Auch Regierungsvertreter gaben sich die Ehre: Staatsminister Thorsten Glauber und MdL Michael Hofmann nahmen am Umzug teil und würdigten damit die herausragende Bedeutung dieses Traditionsevents. Die örtliche Bevölkerung säumte die Straßen, applaudierte begeistert und zeigte regen Anteil. Es herrschte eine herzliche, generationsübergreifende Atmosphäre, in der echte Gemeinschaft gefeiert wurde.
Die fränkische Tracht in ihrer vollen Pracht
Mehrere Trachtenvereine aus Kunreuth und Oberehrenbach nahmen am Umzug teil und präsentierten stolz ihre fränkische Trachtentradition: farbenfrohe Gewänder mit individuellen Mustern sowie handgefertigte Mieder, Röcke und Schürzen. Diese Trachten unterscheiden sich deutlich von den typischen Dirndl- und Lederhosen-Stilen aus Oberbayern. Hier dominiert keine blau-weiße Alpen-Ästhetik, sondern regional geprägte Designs und handwerkliche Detailarbeit. In Franken steht insbesondere die Bewahrung der Tradition im Mittelpunkt: Historische Trachten wurden erhalten oder im Rahmen der Trachtenbewegung der Fränkischen Schweiz bewusst erneuert.
Fränkische Trachten zeichnen sich durch ihre Vielfalt aus. Männer tragen oft einen Dreispitz-Frankenhut, Kniehosen aus Stoff (nicht aus Leder) sowie eine Weste oder einen Leibrock und ein geknotetes Halstuch. Frauen kombinieren Miederrock, Schürze und farbenprächtige Schultertücher oder Hauben. In katholischen Gegenden dominieren kräftiges Rot, Grün oder Violett, in evangelischen Regionen sind die Trachten hingegen häufig gedeckter gehalten – doch stets regional, nie uniform.
Hoch hinauf auf den Pretzfelder Keller
Gegen 15 Uhr endete der Umzug auf dem Pretzfelder Keller, der hoch über dem Wiesenttal liegt. Dort wartete bereits das Team der Brauerei Nikl, das den Keller seit 2020 bewirtschaftet. Im voll besetzten Biergarten flossen die Fässer reichlich: vom naturtrüben Zwickl über das aromatische „Michala“ Dunkle bis zur spritzigen „Weißen Eule“ – das Nikl-Bier überzeugte durch seinen charaktervollen Geschmack und traf genau den Nerv der Besucher.
Im voll besetzten Keller herrschte ausgelassene Feierlaune. Deftige Klassiker wie Schäuferla und regionale Brotzeiten standen bereit. Besonders begehrt war jedoch der süße Abschluss: Kaffee, hausgebackener Kuchen und Küchla, eine oberfränkische Spezialität. Aber was genau ist ein Küchla? Es handelt sich um ein aus Hefeteig handgefertigtes Fettgebäck, das in heißem Schmalz ausgebacken und dann mit Puderzucker bestäubt wird. Es gibt runde und eckige Varianten. Die runden Varianten, die auch als Knieküchle bezeichnet werden, wurden früher über das Knie gezogen, um die Mitte besonders dünn zu formen. In Oberfranken ist das Küchla ein traditionelles Kirchweih- und Festtagsgebäck. Es ist fein im Geschmack, knusprig an der Außenseite und hat einen luftig zarten Kern – daher ist es seit Jahrhunderten ein Genuss in fränkischen Familien.
Ein Herz für Blasmusik
Ein bedeutender Teil des Umzugs war die mitreißende musikalische Begleitung: Der Musikverein Pretzfeld eröffnete mit traditionellen Blasmusikklängen und prägte mit seinem Können und seiner Verbundenheit zur örtlichen Kultur den Festzug. Auch die Jugendblaskapelle Obertrubach sorgte für frischen Wind: Ihre jungen Talente überzeugten mit klaren Blechbläserstimmen und einer optimistischen, rhythmischen Stimmung. Der Musik- und Spielmannszug Forchheim ergänzte das Klangbild mit peppigem Flöten- und Trommelspiel und verlieh der Parade zusätzliche Dynamik. Am Nachmittag setzte dann die Blaskapelle Unterleinleiter auf dem Pretzfelder Keller den musikalischen Höhepunkt: Sie spielte zünftige Polkas, Walzer und Märsche, die das Sitzen im Biergarten mit einem fröhlichen Takt untermalten und das Festpublikum begeisterten.
Wir sehen uns wieder im nächsten Jahr
Die Mischung aus strahlendem Sonnenschein, einem prächtigen Umzug, kulinarischer Vielfalt und familiärer Stimmung machte diesen Festsonntag unvergesslich und unterstreicht den Charme und die Anziehungskraft des Pretzfelder Kirschenfests. Es war ein Erlebnis, das noch lange in Erinnerung bleibt.






















